Düfte von verschiedensten Gewürzen hängen in der Luft. Es ist heiss in der Restaurantküche. Hektisch wird geschnippelt, gebraten, gedünstet und gebacken. Auf den ersten Blick scheint dies nicht der ideale Arbeitsort für eine autistisch veranlagte Person zu sein. Und trotzdem bewegt Rami K. sich seit einigen Jahren in diesem Arbeitsumfeld. «Ich brauche einfach klare Aufgaben und Strukturen, damit die Arbeit nicht zur Überforderung wird», so der ausgebildete Koch. Dafür ist ein Arbeitgeber nötig, der dem auch Rechnung tragen will. Mit dem tibits in Bern fand Rami K. 2021 einen solchen. «Rami hat sich ganz normal auf die offene Stelle als Koch beworben, brachte das nötige EFZ mit und entsprach auch sonst unseren Anforderungen», erinnert sich Simon von Mühlenen, stellvertretender Küchenchef des tibits an der Gurtengasse in Bern. Die IV wirkte damals unterstützend im Hintergrund, hat Rami K. mit einem Jobcoaching bei der Bewerbung geholfen und den Arbeitgeber über dessen autistische Veranlagung ins Bild gesetzt. Weitere Unterstützung war während den ersten Monaten der Anstellung nicht nötig. Rami K. fügte sich gut ins Team ein und erbrachte die geforderten Leistungen.
Als es sie brauchte, war die IV da
Das änderte sich im Verlauf des Jahres 2022. Rami K. wurde zusehends unsicher und befürchtete, dass ihm bereits nach kleinen Missgeschicken die Kündigung drohen würde. So wandte er sich wieder an die IV. Gemeinsam konnte innert kurzer Zeit ein externes Coaching aufgegleist werden – dank der Leistung «Beratung und Begleitung». Es brauchte nicht viel, um die Zusammenarbeit wieder in die richtige Richtung zu lenken. «Es ging vor allem darum, dem Arbeitgeber Tipps zum Umgang mit Rami K. zu geben. Alles mit dem Ziel, dass sich Rami K. nicht so rasch verunsichern lässt», erklärt Martin Egli, der zuständige Eingliederungsfachmann. Neben regelmässigen Gesprächen zwischen Rami K., Simon von Mühlenen und dem Jobcoach half vor allem ein Glückstagebuch. Die Stimmung wie auch die Beurteilungen wurden immer auf einer Gefühlsskala von 1 bis 10 eingeordnet. Zu Anfang war der Anspruch von Rami K., stets eine 10 zu erhalten. Als er merkte, dass er beinahe nie die Höchstnote erhielt, sein Chef jedoch trotzdem mit ihm zufrieden war, gewann er mehr Sicherheit und konnte mit dem Leistungsdruck immer besser umgehen. Diese einfache Massnahme wurde beibehalten, sodass Rami K. bis heute jede Woche eine Beurteilung in Zahlen von seinem Vorgesetzten erhält.
Die Zukunft selber in die Hand genommen
In der Zwischenzeit läuft alles wieder rund. Die Coachinggespräche sind nicht mehr nötig und Rami K. blickt positiv in die Zukunft: «Mir gefällt es hier im tibits. Trotzdem habe ich eine Umschulung begonnen, um in rund zwei Jahren in den kaufmännischen Bereich wechseln zu können.» Die Umschulung hat er alleine in die Hand genommen. Die Unterstützung der IV braucht er momentan nicht mehr. Doch aus seiner Erfahrung weiss er: Wenn sich die berufliche Situation bei ihm wieder zuspitzen sollte, kann er auf sie zählen.